Beckenbodentraining: ja - aber bitte richtig
Wo befindet sich der Beckenboden
Der Beckenboden schließt das knöcherne Becken bzw. den Bauchraum nach unten. Er besteht aus einem Netzwerk von Muskelfasern, Bindegewebsschichten sowie Faszien und spannt sich zwischen Schambein, Steißbein und den beiden Sitzbeinhöckern.
Welche Funktion hat der Beckenboden
Der Beckenboden hat verschiedenste Aufgaben zu erfüllen. Unter anderem:
· Stabilisation des Rumpfes und der Lendenwirbelsäule
· Unterstützung der Beckenorgane (Haltefunktion)
· Schließmechanismus bei erhöhtem Bauchdruck (Niesen, Husten, Hüpfen, Bauchübungen)
· Sexuelle Erregung
Wie sollte ich den Beckenboden nach einer Geburt trainieren?
"Spanne deinen Beckenboden so oft wie möglich maximal an, halte an jeder Ampel deinen Beckenboden? Spanne deinen Beckenboden in 3 Schichten an? Presse mit deinem Beckenboden eine Orange, Wassermelone oder was auch immer aus? Pflücke Gänseblümchen, Fahre Fahrstuhl mit deinem Beckenboden" und, und, und??? NEIN! !!!!
Bitte lasse diesen Quatsch sein und hole dir eine Fachperson an deine Seite, die dich darin unterstützt, deinen Beckenboden FUNKTIONELL zu trainieren! Das spart dir jede Menge Frust und Probleme. Ganz ehrlich: kein Mensch kann nach der Geburt die Beckenbodenschichten einzeln anspannen und warum sollte man das auch tun? Der Beckenboden funktioniert nur als Einheit und sollte auch entsprechend trainiert werden. Oder hast du schon mal gehört, dass du im Bauch, Beine, Po-Training nur einen der vier Anteile deines Oberschenkelmuskels anspannen sollst???
Nach einer spontanen Geburt ist es schon eine Herausforderung für die Mamas, den Beckenboden überhaupt wahrzunehmen. Und genau da setzt gutes Beckenbodentraining an.
Gutes Beckenbodentraining heißt
· Wahrnehmungsschulung
· Ansteuerung des Beckenbodens durch Atemübungen (ja, ja ich weiß, schon wieder diese lahme Atmerei – aber deine Atmung/Atemtiefe verändert sich während der Schwangerschaft nun mal und das hat enorme Auswirkungen auf deinen Beckenboden)
· Funktionelles Trainieren der Beckenbodenmuskulatur über deine Bein- und Pomuskulatur
· Haltungsschulung und Haltungskorrektur
10 Fakten über deine Beckenbodenmuskulatur die du bisher vielleicht noch nicht wusstest
1. Postpartale Schmerzen beim Gehen, Instabilität etc. sind nicht normal
2. Dein Beckenboden schwingt bei jeder Ein- und Ausatmung mit
3. Oftmals ist deine Haltung der Schlüssel zu deinem Problem
4. Dein Trink- und Toilettenverhalten hat einen großen Einfluss auf deinen Beckenboden
5. Der Beckenboden brauch im Schnitt (!) 2,7 Jahre, bis er die Stabilität von vor der Geburt erreicht hat (bei Erstgebärenden)
6. 78% der Frauen haben ein Jahr nach der Entbindung noch immer eine Beckenbodendysfunktion (Metz, 2015 – Medizinische Fakultät Charité)
7. Alltagsverhalten und Übungen (Sit ups, Plank etc.), die den Druck im Bauchraum erhöhen sind absolut kontraproduktiv, solange dein Beckenboden nicht übungsstabil ist
8. Ein zu fester Beckenboden kann genauso wie ein zu weicher Beckenboden Ursache von Inkontinenz sein. (Vorsticht bei dem noch viel verbreiteten maximalen Anspannen und Halten des Beckenbodens)
9. Beckenbodentraining sollte immer auch über die Beinmuskulatur stattfinden
10. Beckenbodentraining sollte auch intrinsisch (von innen herauskommend) stattfinden, d.h. über deine Blase