Bauchgeflüster - der postpartale Bauch

 

Wir brauchen kein Training sondern Rehabilitation 

 

Deine Bauchmuskulatur und alle dazugehörigen Strukturen (Bänder, Faszien) haben sich während der Schwangerschaft extrem gedehnt. Die gerade Bauchmuskulatur verändert sich in ihrer Lage, das bedeutet sie „rutscht“ zur Seite, wird dünner (!), und verändert sich dadurch in ihrer Funktion. 

Konkret bedeutet das, nach einer Entbindung ist deine Bauchmuskulatur 

-            Nicht an der richtigen Stelle 

-            Ausgedünnt und damit nicht mehr so kräftig 

-            Nicht in ihrer eigentlichen Funktion. Das heißt, die Bauchmuskulatur arbeitet nicht so, wie es eigentlich ihre Aufgabe ist 

Wenn du durch einen Kaiserschnitt entbunden wurdest, kommt dazu, dass deine komplette Bauchmuskulatur durchtrennt wurde – eine riesige Verletzung. 

 

Was bedeutet das für das „Training“? 

1.        Lass es langsam angehen! Insbesondere bei einem Kaiserschnitt muss zuallererst die Wunde heilen, bevor du Übungen machst. Nach 3 Monaten ist deine Narbe i.d.R. übungsstabil 

2.        MACHE DIE RICHTIGEN ÜBUNGEN UNTER FACHLICHER ANLEITUNG 

Mal ganz ehrlich – kein Mensch käme normalerweise auf die Idee, nach einer gravierenden muskulären Verletzung (und das ist die Muskulatur nach einer Schwangerschaft) den verletzten Muskel mit den „üblichen“ Fitnessübungen zu heilen. Nein – wenn du dich schwerwiegend am Arm, Bein, Hüfte… verletzt hast, ggf. sogar operiert wurdest – baust du deine Muskulatur mit einem REHABILITATIONSPROGRAMM auf. Und zwar nicht beim Fitness-Influencer, sondern in einer Klinik, beim Physiotherapeuten oder bei anderem Fachpersonal. 

3.        Achte darauf, dass du deine Bauchmuskulatur funktionell kräftigst, und zwar von innen nach außen. Zuallererst muss deine tiefe, stabilisierende Bauchmuskulatur, der Transversus, wieder funktionell arbeiten. Solange die Stabilität hier nicht da ist, ist es absolut nicht sinnvoll, sondern sogar schädlich für dich, die schräge und gerade Bauchmuskulatur zu trainieren. Und leider sind eben vielen Übungen, die man so kennt, genau der falsche Reiz. 
 

Übrigens: Wenn du die Bauchmuskeln trainierst, das Bäuchlein aber einfach nicht verschwindet, liegt es in den meisten Fällen daran, dass die tiefe Bauchmuskulatur nicht das tut, was sie eigentlich tun sollte. 


4.        Manche Frauen sehen schon kurz nach der Geburt aus, als wären sie nie schwanger gewesen. Lass dich davon nicht verunsichern! Das ist nicht die Regel. In den allermeisten Fällen verschwindet der Bauch nicht so schnell, wie wir uns das wünschen würden und bleibt noch einige Zeit weich. Achtung: Nur weil der Bauch flach ist, heißt das nicht (!!!), dass die Strukturen im inneren wieder stabil sind! Dazu im nächsten Punkt. 

5.        ACHTE IM ERSTEN JAHR GUT DARAUF, WELCHEN SPORT DU MACHST! Deine Gebärmutter vergrößert sich im Laufe deiner Schwangerschaft um das 20-30fache. Das ist aber nicht tragisch, weil sich die Gebärmutter als Muskel auch sehr schnell (meistens innerhalb von 14 Tagen nach der Entbindung) wieder zu ihrer ursprünglichen Größe zurückbildet. ABER: Die Gebärmutter schwebt natürlich nicht einfach in unserem Bauchraum herum, sondern ist mit Bändern (u.a. die sogenannten Mutterbänder) fixiert. Und genau diese Bänder dehnen sich mit dem Wachstum der Gebärmutter eben auch. Leider bilden sich aber Bandstrukturen nicht so schnell zurück wie Muskulatur. Das heißt, deine Gebärmutter ist zwar nach kurzer Zeit wieder klein und zurückgebildet, hängt aber im Prinzip an ausgeleierten und viel zu langen Bändern. 

Stell dir vor, du gehst nun Joggen, hüpfst oder machst sonstige Impact-Sportarten. Was passiert? Genau: Deine Gebärmutter bewegt sich ohne (ausreichenden) Halt in deinem Bauchraum. Gruselige Vorstellung oder? Insbesondere, wenn man weiß, dass knapp 50% der Frauen innerhalb ihres Lebens eine Genitalsenkung erleiden. FAST JEDE 2. FRAU!!!